2. Bundesliga

HSV: Wüstefeld schlägt Alarm und kündigt Neuverschuldung an

Der Riss zwischen den HSV-Bossen ist nicht mehr zu kitten

HSV-Vorstand Wüstefeld schlägt Alarm und kündigt Neuverschuldung an

Sieht eine Neuverschuldung als unumgänglich an: Dr. Thomas Wüstefeld.

Sieht eine Neuverschuldung als unumgänglich an: Dr. Thomas Wüstefeld. IMAGO/MIS

Das Abendblatt hatte berichtet, dass Wüstefeld nun auch im Clinch mit Klaus-Michael Kühne liegt. Von dem Investor hatte der 53-Jährige 5,11 Prozent der AG-Anteile für 14,2 Millionen Euro erworben, bevor er zunächst in den Aufsichtsrat gerückt und von dort aus in den Vorstand entsandt wurde. Nun will Wüstefeld den Deal nochmal neu aufrollen, im Idealfall eine Erstattung, weil er sagt, ihm seien wichtige Details über den wirtschaftlichen Zustand des Klubs vorenthalten worden.

Eines dieser Details vertieft auch den Riss zwischen ihm und Jonas Boldt: Im kommenden Frühjahr läuft die Zulassung für die Dachkonstruktion im Volksparkstadion ab. Dafür und für die Instandsetzung der Arena zur EM 2024 hat der HSV vor zwei Jahren 23,5 Millionen Euro von der Stadt Hamburg enthalten. Dass die Gelder auch für Liquiditätsengpässe während der Pandemie genutzt wurden, ist legitim, nur: Die Bosse haben einen Deal abgeschlossen, dass von der Stadt kein weiteres Geld für die Stadionsanierung fließen wird. Das heißt: So lange die Sanierung finanziert wird, können sie mit einem möglichen Restbetrag machen, was sie wollen. Unterschrieben wurde der Vertrag von Ex-Finanzvorstand Frank Wettstein und - Boldt.

Als ich das ganze Vertragswerk las, war ich sprachlos.

Dr. Thomas Wüstefeld

Das Problem: Das Geld ist komplett weg, alternative Finanzierungsmöglichkeiten wurden nicht geschaffen und Wüstefeld hat nun den Aufsichtsrat gebeten, die Vorgänge zu überprüfen. "Als ich das ganze Vertragswerk las, war ich sprachlos", sagt er. Was bleibt, sind die Fragen: Wusste er wirklich von nichts? Hat er sich tatsächlich auf die Wettstein-Aussage, alles sei geregelt, verlassen?

Neuverschuldung wohl unumgänglich

Wer an welcher Stelle Unwahrheiten sagt, ist längst nicht mehr durchschaubar in einem Konstrukt, dass zum Scheitern verurteilt ist, obwohl Wüstefeld ankündigt, unmittelbar vor einer Lösung zu stehen. Binnen der nächsten zehn Tage will er mit einem Partner und Bürgen das Geld aufbringen, um die Stadionsanierung abzusichern. Der Preis: Eine Neuverschuldung in Höhe von 20 Millionen.

Und danach? Seine Hoffnung, sagt er, sei es, dass es dann konstruktiv mit Boldt weitergehe. "Wir sind gerade in einem schwierigen Fahrwasser, die Sanierung hat oberste Priorität." Die Lösung der Stadionfrage soll auch die anderen Probleme lösen. Wenn die Finanzierungs-Hürde genommen sei, erklärt Wüstefeld, "müssen Jonas und ich gewisse Themen aufarbeiten, um wieder in den Normalbetrieb zu kommen. Ich bin mir sicher, dass wir das konstruktiv lösen können."

Geteilte Meinungen im Gremium

Dass Boldt seinen Finanzvorstand im Gerichtsprozess um Michael Mutzel öffentlich attackiert hat und dieser nun im Zuge der Unterschriften unter den Vertrag mit der Stadt und die ausgegebenen Gelder Untersuchungen ankündigt, zeigt indes, wie zerrüttet das Verhältnis ist. Ein Eindruck, der mittlerweile auch im Aufsichtsrat dominiert. Im Siebener-Gremium soll es drei Mitglieder geben, die eine rasche Abberufung Wüstefelds befürworten, drei hingegen sind gegen Boldt. Das Kontrollgremium als Symbol für das Lagerdenken im Klub. Die Seifenoper steuert auf einen Showdown zu.

Sebastian Wolff

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